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Michaela Schweiger city of tomorrow - revisited I, Tischlerplatte, MDF, Gouachen auf Papier

Das scheinbar schon etwas in die Jahre gekommene Architekturmodell eines modernistischen Wohnblocks birgt hinter der Fassade einen Zeichenschrank. Das Objekt ist somit gleichzeitig Verweis und funktionales Möbel. Die Fenster der deutlich "aufgehängten" Fassade geben den Blick auf die Rückwand des kahlen Schrankes frei.
Die Zeichnungen in den Schubladen, zeigen Abläufe von unterschiedlichen Personen in alltäglichen städtischen Situationen bei alltäglichen Handlungen. Die Dialoge, die den Zeichnungen in Form einer über ihnen liegenden Folie zugeordnet sind, haben die Struktur einer neuen städtischen Ordnung zum Inhalt. Die Personen scheinen zukünftige Bewohner*innen des modernistischen Wohnblocks zu sein. Von Schublade zu Schublade wechseln Personen und Umgebung, die "Erzählung" der Dialoge knüpft jedoch an die vorherige Szenerie an.

Das Architekturmodell orientiert sich an verschiedenen modernistischen Gebäuden, die unter der Prämisse "Stadt von morgen" gebaut wurden. Der Hauptbezugspunkt sind Gebäude von Walter Gropius. Gropius, der für eine neue, technisierte Gesellschaft baute, war davon überzeugt, dass die egalitäre Macht der Technik bessere Lebensverhältnisse für alle schaffen würde.
Die Darstellungsweise der Dialoge und die deutlich erkennbaren "nicknames" der Personen weisen auf die Quelle der Texte, das Internet, hin. Die Dialoge sind einer virtuellen Stadt entnommen. Die Gemeinschaft dieses computerkonstruierten Mikrokosmoses scheint die Struktur einer Kontrollgesellschaft zu haben.
„city of tomorrow - revisited“ fragt nach den Utopien modernistischer Architektur und stellt sie momentanen gesellschaftlichen Entwicklungen gegenüber.